Wildniswanderungen USA Südwesten

Trailmarkierungen und Orientierung

Neben einigen gut markierten und ausgeschilderten Trails findet man im Südwesten der USA in vielen Gebieten, selbst innerhalb der großen Nationalparks, viele nur spärlich oder schlecht markierte Wege, bei denen die Routenfindung nicht ganz einfach ist. Zudem werden viele Wege gar nicht oder nur selten instand gehalten. Dies bedeutet für jemand, der an mitteleuropäische Wanderwege mit hervorragender Ausschilderung gewöhnt ist, zunächst eine große Umstellung. Auf jeden Fall erfordern solche Wege eine wesentlich höhere Aufmerksamkeit und oft auch mehr Zeit, da man an Abzweigungen oft nicht klar erkennen kann, wie es nun weitergeht. Wichtig ist in diesem Fall, eine gute Wegbeschreibung dabei zu haben, möglichst noch mit Detailkarte, und diese auch aufmerksam zu lesen. Daneben ist es ratsam, sich bereits auf dem Hinweg den genauen Wegverlauf und die richtigen Abzweigungen für den späteren Rückweg einzuprägen.

Querfeldeinwanderungen in Wildnisgebieten

Darüber hinaus gibt es im Südwesten der USA noch unzählige Wildnisgebiete, in denen es gar keine markierten Wege mehr gibt. Hier ist man meist völlig auf sich allein gestellt und muss sich seinen Weg querfeldein selbst suchen. Dies hat natürlich auch seinen besonderen Reiz, denn allein in der Wildnis unterwegs sein bedeutet Freiheit, unmittelbares Naturerlebnis und Abenteuer. Gleichzeitig sollte man sich jedoch auch immer der damit verbundenen Risiken und Gefahren bewusst sein, damit aus diesem besonderen Erlebnis nicht durch Zufall oder Unkenntnis plötzlich ein Alptraum mit tragischem Ende wird. Dazu finden Sie im Folgenden zahlreiche Tipps.

Schwierigkeitsgrad langsam steigern

Wichtigster Tipp ist vielleicht, sich zunächst relativ einfache Wildnistouren auszusuchen und sich auf diese Weise erst einmal mit den damit verbundenen Besonderheiten und Risiken vertraut zu machen. Auch die Benutzung und Handhabung eines GPS Geräts lässt sich auf diese Weise erst einmal üben. Einfachere Touren bedeutet dabei Touren mit relativ kurzer Distanz und gleichem Hin- und Rückweg. Hat man diese Touren dann ohne Probleme gemeistert, kann man sich für das nächste Mal etwas Schwierigeres aussuchen. Sehr hilfreich ist bei größeren Touren ein GPS-Gerät, mit dem man auch ausgedehnte Wildniswanderungen unternehmen kann.

Hitze und geringe Luftfeuchtigkeit

Ein oft unterschätztes Risiko ist die wesentlich geringere Luftfeuchtigkeit und die größere Hitze im Südwesten. Aus diesem Grund sollte man selbst bei kürzeren Wanderungen immer ausreichend Wasser dabei haben. Die Faustregel lautet dabei eine Gallone (also 4 Liter) pro Person pro Tag. Dabei sollte man unterwegs regelmäßig kleinere Mengen trinken, nicht erst, wenn man Durst verspürt, denn dann ist der Körper bereits zu dehydriert.

Daneben bieten viele Trails und Wildnistouren in den Canyon- und Wüstengebieten des Südwestens wenig bis gar keinen Schatten. Dies kann bei Tagestemperaturen über 40 Grad, die im Südwesten im Sommer regelmäßig erreicht werden, selbst bei ansonsten gesunden Personen zu Schwindel, Übelkeit und schließlich zu Hitzekollaps bzw. Hitzschlag und Tod führen, selbst wenn ausreichend Wasser getrunken wird. Eine Kopfbedeckung bietet zwar etwas Schutz. Trotzdem kann es allein durch die Hitze, also die extreme Umgebungstemperatur, zu einer Überhitzung des Kopfes und zum Hitzschlag kommen. Um dem vorzubeugen, kann man sich in regelmäßigen Abständen etwas kaltes Wasser über den Kopf gießen, allerdings muss man dieses Wasser auch zusätzlich zum Trinkwasser mit sich führen, was wieder extra Gewicht bedeutet.

Besser ist es auf jeden Fall, Wanderungen bei extrem heißen Tagestemperaturen auf die frühen Morgen- bzw. späten Abendstunden zu verlegen oder sich gezielt solche Touren auszusuchen, bei denen man ausreichend Schatten hat. Sehr schön sind im Hochsommer beispielsweise Canyonwanderungen entlang von Bachläufen, die durch Ufergebüsch oder Bäume zusätzlichen Schatten bieten.

Gewitter und Flash Floods

In den Sommermonaten von Anfang Juli bis Mitte September kommt es im Südwesten oft zu heftigen Nachmittagsgewittern und ausgiebigen Regenfällen. Deshalb wird diese Zeit oft auch als 'Monsoon Season' bezeichnet. Besonders kritisch sind solche Regenfälle in den Wüstengebieten, da die von der Hitze festgebackene Erde die enormen Wassermengen nicht schnell genug aufnehmen kann. Auf diese Weise kommt es innerhalb kürzester Zeit zu Überschwemmungen tiefer liegender Gebiete, Wege und Straßen. Ausgetrocknete Bachläufe und Washes schwellen innerhalb kürzester Zeit an, das Wasser tritt über die Ufer.

Besonders kritisch für Wanderer sind diese sogenannten 'Flash Floods', also Sturzfluten, in den tiefen und extrem engen Slot Canyons, wo das plötzlich hereinstürzende Wasser oft Höhen von mehreren Metern erreichen kann, so dass ein Entkommen nicht mehr möglich ist. Daher sollte man bei entsprechender Wettervorhersage auf solche Wanderungen verzichten. Dabei sollte man sich auch nicht von einem blauen Himmel täuschen lassen, denn im Südwesten sind Gewitter und Regenfällen oft regional, führen aber oft noch an weit entfernten Orten zu Überschwemmungen. Zudem hat man innerhalb von Slot Canyons nur selten einen freien Blick auf den Himmel, um heraufziehende Wolken rechtzeitig erkennen zu können. Wer im Sommer bei gutem Wetter eine Wanderung durch einen Slot Canyon plant, sollte dies möglichst am Vormittag tun, da sich Gewitter meist ab der Mittagszeit bilden.

Ebenfalls riskant sind Gewitter bei ausgedehnten Bergtouren, vor allem wenn man sich oberhalb der Baumgrenze befindet. In den Rocky Mountains bilden sich solche Gewitter in den heißen Sommermonaten meist am frühen Nachmittag. Daher empfiehlt es sich, lange Bergwanderungen und Gipfelbesteigungen bereits im Morgengrauen zu beginnen, damit man am frühen Nachmittag wieder unterhalb der Baumgrenze ist. Da es bei Gewittern in den Bergen sehr schnell sehr stark abkühlen kann, sollte man bei ausgedehnten Bergwanderungen auch immer warme Zusatzkleidung und eine Regenjacke dabei haben.

Taranteln, Schlangen und Skorpione

Auch wenn es bei Wanderungen im Südwesten nur selten zu wirklich gefährlichen Tierbegegnungen kommt, so sollte man dennoch das Wichtigste über diese Tiere wissen und vor allem, wie man sich im Fall einer Begegnung zu verhalten hat. Am häufigsten sind dabei Begegnungen mit Schlangen, denen ein eigenes Kapitel gewidmet ist. Daneben gibt es noch verschiedene Skorpionarten, Taranteln und giftige Spinnen. Den besten Schutz vor diesen Tieren bieten wiederum hoch geschlossene, feste Wanderschuhe und lange Hosen. Zudem sollte man nie mit bloßer Hand in dichtes Gebüsch oder Felsspalten hinein langen. Ist man in der Dämmerung oder Dunkelheit unterwegs, sollte man mit einer Taschenlampe immer den Weg ausleuchten. Beim Zelten sollte man die Zeltöffnung nachts geschlossen halten (zumindest das Moskitonetz) und Schuhe nie vor, sondern in das Zelt stellen.

Eine ausgewachsene, aber harmlose Gopher Snake

Kakteen und Jumping Cholla Kaktus

Zu den Pflanzen, denen man bei Wildniswanderungen möglichst aus dem Weg gehen sollte, gehören vor allem die vielen Kakteenarten, aber auch die mit Stacheln oder Dornen versehene Wüstensträucher, die bei Kontakt scharfe Hautverletzungen hervorrufen können. Den besten Schutz vor dornigen Sträuchern und Kakteen bieten feste Wanderschuhe und lange Hosen oder Jeans.

Stachlige Kakteen sind im Südwesten weit verbreitet

Ein ganz besonders gemeiner Geselle ist dabei der Jumping Cholla Kaktus, dessen unzählige feine, hohle Stacheln sich schon bei der kleinsten Berührung an Haut, Kleidungsstücken oder Schuhen festhaken und nur noch äußerst schwer zu entfernen sind, da sie feinste Widerhaken besitzen und schnell abbrechen. Keinesfalls berühren sollte man auch die Früchte der Kakteen, denn diese besitzen ebenfalls feinste Stacheln.

Kaum noch zu entfernen sind die Stacheln des Jumping Cholla

Noch unangenehmer sind Berührungen mit dem Poison Ivy, einer unscheinbaren grünen Blattpflanze, die im Südwesten weit verbreitet ist und sehr unangenehme Hautausschläge hervorrufen kann. Auch dem Poison Ivy ist daher ein eigenes Kapitel gewidmet.

Zugängliche Gebiete und Permit-Regelungen

Oft ist bei abgelegenen Wildnisgebieten des Südwestens nicht ohne weiteres zu erkennen, wem der Grund und Boden, auf dem man mit dem Fahrzeug oder zu Fuß unterwegs ist, gehört. Dabei sollte man wissen, dass 'private property' in den USA einen anderen Stellenwert hat als bei uns. Ist ein Gebiet als solches gekennzeichnet oder durch ein 'No Trespassing' Schild, sollte man das unbedingt respektieren. Verlässt man ein Grundstück trotz Aufforderung durch den Besitzer nicht, hat dieser das Recht, von der Schusswaffe Gebrauch zu machen.

Ebenfalls respektieren sollte man die Regelungen, die auf indianischem Stammesgebiet gelten, denn auch dort darf man nicht einfach umher spazieren. Vielmehr gilt in den meisten Reservaten, dass man sich vor 'Recreational Activities' (dazu gehört Wandern, Angeln oder Zelten) zuvor ein Permit, also eine schriftliche Erlaubnis ausstellen lassen muss, die man dann mit sich zu führen hat und die auch etwas kostet. Daneben gibt es beispielsweise bei den Hopi oder Najavo bestimmte Gebiete, die für Nicht-Stammesmitglieder komplett gesperrt sind.

Erlaubt sind Querfeldein-Wanderungen und Wildnistouren dagegen in den speziell ausgewiesenen Wilderness oder Wilderness Study Areas, in National Forests und in allen Gebieten, die vom BLM (Bureau of Land Management) verwaltet werden. Daneben besitzen auch viele Nationalparks und National Monuments sogenannte Backcountry Areas, die Wildnischarakter besitzen. Möchte man dort wandern oder zelten, benötigt man ein Backcountry Permit der Parkverwaltung, das man sich im Voraus in den entsprechenden Besucherzentren oder über das Internet besorgen muss.

Für einige besonders schützenswerte Gebiete und Trails wie beispielsweise die Wave, die Coyote Buttes South, den Aravaipa Canyon oder die Subway im Zion Nationalpark gibt es darüber hinaus Beschränkungen, was die Anzahl Besucher pro Tag betrifft. Für diese Gebiete werden nur wenige Permits pro Tag vergeben, so dass man sich rechtzeitig - oft Monate im Voraus - um ein entsprechendes Permit bewerben muss. Entsprechende Hinweise finden Sie bei den einzelnen Wanderzielen.