Shiprock  

Der 483 Meter hohe Shiprock besteht aus erkalteter Lava

Bundesstaat: New Mexico
Höhenlage: 2.182 Meter ü.M.
Lage: im Gebiet der Four Corners, einige Meilen südwestlich der gleichnamigen Stadt Shiprock

Der schon von weitem sichtbare, fast 500 Meter aus der flachen Ebene emporragende Felsen Shiprock gehört zu den eigenartigsten und bemerkenswertesten Naturwundern des Südwestens. Steht man direkt davor, erinnert er mit seinen gezackten, nach oben weisenden Felsgraten an eine riesige mittelalterliche Kathedrale. Wechselt man den Standpunkt und bezieht die lange schwarze Lavamauer mit ein, die sich vom Felsen aus mehrere Meilen weit nach Süden erstreckt, erinnert dieses ungewöhnliche Felsengebilde an die gezackten Rückenschuppen einer riesigen, unter der Erde verborgenen Echse oder eines Drachen. Einer Legende der Navajos zufolge, auf deren Reservatsgebiet sich der Fels befindet, wurden ihre Vorfahren einst von einem riesigen Vogel, der sich später in Stein verwandelte, vor ihren Feinden hierher in Sicherheit gebracht. Daher heißt der Berg in ihrer Sprache Tsé Bit A'í, Fels mit Flügeln.

Wissenswertes zum Shiprock

Der mächtige, dunkle Felsendom, der einen Durchmesser von 500 Metern und eine Höhe von 483 Metern besitzt, ist vulkanischen Ursprungs und Teil der Navajo und Chuska Volcanic Fields, die sich über das gesamte Gebiet der Four Corners erstrecken. Zu diesem 20.000 km2 großen Vulkanfeld gehört auch der ähnlich geformte, aber 120 Kilometer entfernte Agathla Neck in Arizona. Beide Felsen entstanden vor etwa 30 Mio. Jahren während der Zeit des Oligozäns. Flüssiges Magma, das sich 750 bis 1000 Meter unter der Erdoberfläche ansammelte, schoss in einer gewaltigen Eruption innerhalb eines schmalen Vulkanschlots nach oben, erstarrte aber kurz bevor es die Erdoberfläche erreichte. Das umgebende weichere Gestein des Vulkanmantels wurde durch Erosion im Laufe der Zeit vollständig abgetragen, so dass nur noch das dunkle Basaltgestein im Inneren des Schlots übrig blieb, das wir heute sehen.

Eine Besonderheit des Shiprock sind die vom Fels ausgehenden ‚Dikes' - dunkle Lavamauern, die entstanden, als flüssiges Magma durch Erdspalten nach oben gepresst wurde. Bei der Lava handelt es sich um sogenannte ‚breccia', kleine zusammen zementierte Felsstückchen ähnlich dem Konglomerat, aber unregelmäßiger geformt und mit schärferen Kanten, was auf den explosiven Charakter der Explosion hindeutet.

Captain J.F. McComb nannte den Felsen 1860 ‚The Needle', in den Karten der US Geological Survey taucht er jedoch schon 1870 unter seinem heutigen Namen Shiprock auf, da seine Form an ein Klipper-Segelschiff des 19. Jahrhunderts erinnert. Bestiegen wurde Shiprock zum ersten Mal im Jahre 1939 von Mitgliedern des Sierra Club of California. Seit 1970 ist der Fels gesperrt, da er in der Mythologie der Navajo eine wichtige Rolle spielt.

Von weitem erinnert der Fels an eine Kathedrale

Shiprock Mythen und Legenden

Einer dieser indianischen Legende zufolge wurden die Dinéh (das Volk der Navajo) in ihrer ursprünglichen Heimat fern im Nordwesten so stark von einem kriegerischen Stamm bedroht, dass sie fliehen mussten. In ihrer Not flehten die Shamanen den Großen Geist um Hilfe an. Plötzlich erhob sich der Boden unter ihren Füßen und verwandelte sich in einen riesigen Vogel, der mit ihnen einen Tag und eine Nacht lang nach Süden flog, sich dann niederließ und wieder in Stein verwandelte. Von diesem Tag an lebten die Navajo auf dem Gipfel dieses Berges und kamen nur nach unten, um ihre Felder zu bewässern und Wasser zu holen. Lange Zeit ging alles gut. Doch eines Tages während eines Sturms, als die Männer unten auf den Feldern waren, wurde der Berg vom Blitz getroffen und gespalten, so dass nur noch ein steiler Felsen übrig blieb. Die alten Männer, Frauen, Kinder, die sich noch oben befanden, verhungerten. Um die Geister dieser Toten nicht zu wecken, soll der Berg nicht bestiegen werden.

Einer anderen Legende zufolge landete eines Tages ein Unglücksvogel auf dem Felsen, der jeden Tag einen der Männer zum Fraß raubte. Ein Indianer ersann sich eine List, wie er das Tier töten könnte. Er ließ sich vom Altvogel als Beute für die Jungen ins Nest tragen. Dort gelang es ihm, den Vogel zu überlisten und zu töten. Beim Abstieg aus der steilen Felswand kam ihm Spider Woman zu Hilfe, die unterhalb der Felsen ein gewebtes Spinnennetz ausbreitete.

Die Lavamauern sind ebenfalls vulkanischen Ursprungs

Zufahrt zum Shiprock

Der Fels liegt inmitten einer kargen, flachen Wüstenlandschaft auf dem Gebiet der Navajo Indian Reservation etwas nördlich des Highway 13. Diese Straße zweigt 6 Meilen südlich der Ortschaft Shiprock vom Hwy 491 (vormals Hwy 666) nach Westen ab Richtung Red Valley, Lukachukai. Auf ihr gelangt man nach ca. 8 Meilen direkt zu der schwarzen Basaltmauer, die sich vom Shiprock aus mehrere Meilen nach Süden erstreckt und vom Highway durchschnitten wird.

Besichtigung des Shiprock

Man kann nun direkt östlich dieser Basaltmauer am Beginn der Dirt Road parken und zu Fuß an der Mauer entlang nach Norden Richtung Shiprock laufen (ca. 2 Meilen). Unterwegs führen einige Wege direkt hoch zur Felsmauer und als schmaler Fußpfad an dieser entlang - ein tolles Erlebnis, das man sich nicht entgehen lassen sollte.

An der Lavamauer entlang führt ein schmaler Pfad nach Norden

Die Dirt Road, die in geringem Abstand an der Mauer entlang nach Norden führt, ist sehr schmal, holprig und aufgrund der vielen tiefen Spurrillen und Washes nur von Fahrzeugen mit guter Bodenfreiheit befahrbar. Die schmalen Pisten, die weiter östlich vom Highway 13 Richtung Shiprock führen sind in ähnlichem Zustand, nur etwas länger. Die schönsten Fotos des Felsen gelingen am frühen Morgen oder bei Gewittern, da der Fels wie ein riesiger Blitzableiter wirkt. Gegen Abend wird der Blick von Westen leider etwas durch einen Zaun gestört, der an der Basaltmauer entlang von der Straße nach Norden verläuft.

Die gigantische Felsmauer ist fast 4 Meilen lang

An dieser Stelle noch ein Tipp: vom Canyon de Chelly in Arizona führt eine sehr schöne und nur wenig befahrene Straße (Kombination Hwy 12 / Hwy 13) über die Lukachukai Mountains Richtung Red Valley und von dort dann wieder hinunter in die Ebene Richtung Shiprock. Der Blick, den man von dort oben, also vom Ostrand der Berge auf die flache Wüstenlandschaft und den weit entfernten Felsen Shiprock hat, ist einfach umwerfend!