Fahren auf Pisten und Dirt Roads

Unterwegs im abgelegenen Cathedral Valley

Von Graded Dirt Roads bis zur Tiefsandpiste

Viele schöne Gebiete im Südwesten der USA sind nur über ungeteerte Straßen, Pisten oder Jeeptrails erreichbar. Anders als bei uns ist das Befahren solcher ungeteerten Wege in den USA erlaubt, vorausgesetzt sie befinden sich nicht auf Privatland oder sind durch Schilder explizit gesperrt. Ungeteerte Wege findet man häufig in National Forests und Gebieten, die unter Aufsicht des BLM (Bureau of Land Management) stehen, teilweise aber auch innerhalb von Nationalparks und National Monuments oder bei einfachen Campgrounds. Das Spektrum reicht dabei von relativ einfach zu befahrenden Graded Dirt Roads oder Gravel Roads (breite und geebnete Erd- oder Schotterwege) bis zu schwierigen Tiefsandpisten und holprigen Feldwegen mit tiefen Spurrillen, Schlaglöchern und Steinen. Daher sollte man sich bereits bei der Planung der Reiseroute genau überlegen, welche Gebiete man erkunden möchte und ein entsprechendes Fahrzeug anmieten.

Breite und gut befahrbare Graded Dirt Road in Nevada

Ausrüstung für den Notfall

Da man in abgelegenen Wildnisgebieten oft keinen Handyempfang mehr hat und auch nicht immer damit gerechnet werden kann, dass jemand zufällig vorbeikommt und hilft, sollte man für eine eventuelle Panne oder einen Reifenschaden stets gut ausgerüstet und vorbereitet sein. Dabei sollte man schon bei der Fahrzeugübernahme prüfen, ob das Werkzeug für einen Reifenwechsel vorhanden und vollständig ist. Ebenso wichtig ist ein vollwertiges Ersatzrad, das sich möglichst gut zugänglich unter der Kofferraumabdeckung oder auf der Fahrzeugrückseite befinden sollte. Ist das Ersatzrad - wie in Amerika immer noch häufig üblich - unter dem Fahrzeugboden angebracht, ist ein An- und Abmontieren wesentlich schwieriger.

Für kleinere Reifenpannen kann man sich an Tankstellen 2 Dosen Fix-O-Flat oder etwas ähnliches besorgen. Dies ist ein Sprühschaum, der zusammen mit Pressluft über das Ventil in den Reifen gedrückt wird, dort langsam härtet und die Innenseite abdichtet. Dazu muss man allerdings nach dem Einsprühen etwa eine halbe Stunde langsam fahren, damit sich die flüssige Masse durch die Fliehkraft gleichmäßig an der Reifeninnenseite verteilt. Dies ist im Notfall natürlich nicht immer möglich, vor allem dann, wenn schon zu viel Luft entwichen oder das Gelände dafür nicht geeignet ist. Fix-O-Flat ist daher immer nur für kleinere undichte Stellen am Reifen geeignet.

Daneben sollte man für den Notfall in abgelegenen Gegenden auch immer ausreichend Wasser und Lebensmittel sowie eine warme Decke und warme Kleidung dabei haben, falls man doch notgedrungen ein oder mehrere Tage im Freien oder im Fahrzeug übernachten muss.

In der Einsamkeit der Trona Pinnacles

Informationen über den Straßenzustand

Da sich der Zustand ungeteerter Straßen je nach Wetterlage sehr schnell ändern kann, sollte man sich vor einer Fahrt in abgelegene Gebiete nach dem aktuellen Straßenzustand erkundigen. Dies gilt insbesondere im zeitigen Frühjahr nach der Schneeschmelze und während der Monsoon-Season mit ihren heftigen Regenfällen von Juli bis Mitte September. Infos zum Straßenzustand erhält man entweder bei den zuständigen Stellen vor Ort (BLM- oder National Forest Offices) oder im Internet. Eine gute Übersicht über die Pisten im Grand Staircase Escalante National Monument findet man hier.

  Grand Staircase-Escalante National Monument Road Report   (Internet-Link)

Vorsicht bei Nässe und Regen!

Generell sollte man ungeteerte Nebenstrecken bei vorausgegangenen oder bevorstehenden Regenfällen meiden, da sich die oft sandigen Erdpisten dann in tiefe Schlammlöcher verwandeln können. Tückisch sind insbesondere lehmhaltige Böden, auf denen sich bei Nässe ein schmieriger Gleitfilm bildet, auf dem selbst ein Geländewagen mit Allradantrieb keinen Halt mehr findet und unkontrolliert ins Schleudern geraten kann. Dabei setzt sich der nasse Lehm zusätzlich als dicke Schicht auf dem Reifen selbst ab, so dass selbst das beste Profil nichts mehr nützt.

Ein Problem ist der Regen besonders in den ausgetrockneten Wüstengebieten. Hier kann die durch die Hitze festgebackene Erde die plötzlich herunterstürzenden Wassermassen nicht schnell genug aufnehmen, so dass im Nu viele kleinere Rinnsale oder Bäche, in schmalen Canyons sogar hohe Sturzfluten, sogenannte 'flash floods' entstehen. Ausgetrocknete 'washes' verwandeln sich dann schnell in reißende, quer zur Straße verlaufende Bäche. Ist man trotz Vorsichtsmaßnahmen in einen länger anhaltenden Regenschauer geraten, bleibt oft nur Abwarten, bis die Sturzbäche versiegt sind und die Erde trocken genug ist, um weiterzufahren. Dies kann im besten Fall mehrere Stunden dauern, im schlechtesten Fall mehrere Tage.

Tipps zur Fahrtechnik

Eine Eigenart der meisten ungeteerten Nebenstrecken sind die waschbrettartigen Querrillen, die sich nach jedem Regenschauer neu bilden und über die gesamte Fahrbahnbreite erstrecken. Die Amerikaner nennen solche Streckenabschnitte übrigens sehr treffend ‚washboarded'. Je nach Tiefe dieser Rillen und Geschwindigkeit des Fahrzeugs wird man dabei nicht nur äußerst unangenehm durchgeschüttelt, sondern es kann auch vorkommen, dass das Fahrzeug die notwendige Bodenhaftung verliert und seitlich davonrutscht. Manche Fahrzeuge, insbesondere SUVs und Geländewagen, sind für diesen Fall mit einem 'Antislide'-Knopf ausgestattet, der ein Wegrutschen verhindert. Die gleiche Funktion erfüllt das Umschalten in den 4WD High oder AWD Modus, sofern vorhanden.

Waschbrettpiste im Death Valley Nationalpark

Ansonsten hilft es meist, in einen niedrigeren Gang zu schalten, nicht zu langsam, sondern recht zügig zu fahren und sich auf geraden, ebenen Strecken möglichst rechts am Fahrbahnrand zu halten, da hier die Rillen nicht so ausgeprägt sind. Besonders tief sind die Rillen meist in schräg abfallenden oder ansteigenden Kurven. Hier ist es besser, am oberen Rand der Neigung entlangzufahren, auch wenn sich diese gerade auf der gegenüberliegenden Straßenseite befindet.

Etwas mehr Vorsicht und eine weitaus geringere Fahrgeschwindigkeit erfordern Nebenstrecken mit tiefen Spurrillen, Schlaglöchern oder großen Steinen. Hier ist es wichtig, ein Fahrzeug mit ausreichend Bodenfreiheit zu haben. Ansonsten hilft nur Konzentration und ständiger Vorausblick auf die Fahrbahn, um sich rechtzeitig auf jedes Hindernis einstellen zu können. Und denken Sie daran, wie Ihr Fahrzeug gebaut ist. Die kritischsten Stellen sind die, die man während der Fahrt am wenigsten sieht - nämlich der Fahrzeugunterboden und das Heck bzw. die Auspuffanlage.

Hohe Steinstufe in der Nähe des Toroweap Overlook

Fahren auf Sandpisten

Sandpisten gehören zu den schwierigsten Geländestrecken im Südwesten. Abgesehen davon, dass man durch die eigentlichen Dünengebiete nur mit den in den USA weit verbreiteten ATV's oder Dune Buggies fahren darf, trifft man auch bei anderen Nebenstrecken oft auf kleinere oder größere sandige Abschnitte. Solche Pisten sollte man nur mit einem Geländewagen befahren, der sowohl eine ausreichende Bodenfreiheit als auch manuell zuschaltbaren Allradantrieb (4WD Low) besitzt. Dabei ist es wichtig, bereits rechtzeitig vor Beginn der Sandpiste den Allradantrieb zuzuschalten.

Dazu muss man das Fahrzeug zunächst vollständig zum Stand bringen. Dann stellt man den 4WD Schalter auf 4WD Low. 4WD Low ist ein Allradmodus mit aktivierter Geländeuntersetzung, der nur für langsame Fahrt in schwerem Gelände gedacht ist. Low steht für 'Low Range'. Damit hat man auf Sandpisten und in steilem, schwierigem Gelände die beste Traktion. Moderne Geländewagen haben auch oft einen extra Schalter oder eine extra Konsole, an der man das jeweilige Gelände (Mud, Sand, Rocks etc.) einfach per Knopfdruck einstellen kann. Näheres dazu findet man im Manual des Mietfahrzeugs oder man lässt sich das Zuschalten des Allradantriebs bereits vom Vermieter zeigen.

Für die Fahrt auf Sandpisten ist es wichtig, die Geschwindigkeit nicht zu sehr zu verringern und immer auf dem Gaspedal zu bleiben, auch wenn man das Gefühl hat, trotz hoher Drehzahl nur im Zeitlupentempo voranzukommen und im Sand unkontrolliert hin und her zu rutschen. Damit sorgt man automatisch dafür, dass die Reifen stets greifen und man nicht stecken bleibt.

Eine gute Vorsichtsmaßnahme für das Fahren auf Sandpisten sind auch ein paar starke, längere Bretter. Diese dienen im Notfall nicht nur als Ersatz für Sandbleche, sondern eignen sich auch zur Überquerung von tief eingeschnittenen 'washes'.

Falls man doch einmal im Sand stecken geblieben ist, sollte man auf keinen Fall weiter Gas geben, da sich die Räder dadurch nur noch tiefer in den Sand eingraben. Stattdessen den Sand unter dem Auto, rund um die Räder und falls möglich, auch vor und hinter dem Fahrzeug wegschaufeln (im Notfall auch mit Schuhen und Händen), dann etwas direkt vor die Räder legen, das diesen zusätzliche Haftung verleiht (z.B. trockene Zweige) und erst dann mit 4WD Low versuchen, weiterzufahren. Gelegentlich wird empfohlen, Fußmatten aus dem Fahrzeug unter die Räder zu legen, aber diese haben meist nicht genug Grip oder sie sind zu kurz und graben sich dann beim Gasgeben selbst noch in den Sand ein.